Im Rahmen der immer schärfer gewordenen Abgasvorschriften für Seeschiffe boomt der Einbau von Abgaswäschern, den so genannten Scrubbern. Sie filtern Schadstoffe aus den Abgasen der Antriebsmaschinen, insbesondere Schwefeloxide, aber auch größere Feinstaub-Partikel. Doch ihr Einsatz ist sehr energieintensiv.
Scrubber-Hersteller, Werften und Reeder stehen gemeinsam vor der Herausforderung, wie sich die Abgaswäscher auf bereits existierenden Schiffen mit entsprechender Energieversorgung unterbringen und vor allem mit der erforderlichen elektrischen Energie für den Betrieb ausrüsten lassen. Der damit verbundene technische Aufwand ist enorm und wird sehr oft unterschätzt „Was viele Reeder dabei besonders überrascht: Die Scrubber haben einen relativ hohen Stromverbrauch“, erläutert Peter Andersen. Er ist Geschäftsführer des Hamburger Ingenieurbüro E-MS e-powered marine solutions mit Sitz am Harburger Binnenhafen. So betrage die benötigte Energie für den Scrubberbetrieb auf größeren Boxcarriern bis zu zwei Megawatt – der damit verbundene technische Aufwand vor allem bei der Nachrüstung ist erheblich.
E-MS hat eine standardisierte Lösung für die komplexe Stromversorgung von Abgaswäschern an Bord von Seeschiffen entwickelt. Mit Hilfe der zum Patent angemeldeten „S-PP“-Technologie (steht für „Scrubber Power Pack“) lässt sich das Scrubbersystem mit seinem relativ hohen Stromverbrauch problemlos in das vorhandene Bordnetz integrieren. Erster Nutzer ist eine Hamburger Großreederei, die aktuell auf einer chinesischen Reparaturwerft vier ihrer Großcontainerschiffe mit einer Kapazität von jeweils 12.000 TEU und einer Antriebsleistung von 41.000 kW mit dem S-PP ausrüsten lässt. Basis dieses standardisierten Systems ist eine bereits vielfach erprobte Lösung für die energiesparende Stromversorgung von elektrischen Bordnetzen und Antriebsanlagen an Bord von Megayachten, Kreuzfahrt- und Forschungsschiffen, die E-MS unter dem Namen „E-PP“ entwickelt hat. Diese patentierte und platzsparende Antriebstechnik erlaubt eine hochpräzise Regelung der benötigten elektrischen Energie. Dadurch sinkt insbesondere bei oft stark schwankenden Leistungsanforderungen nicht nur der Kraftstoffverbrauch, sondern auch der Schadstoffausstoß. Das gilt nun auch für den Scrubber als großen Stromverbraucher.
Die Energieversorgung des Scrubbers erfolgt beim S-PP in der Regel direkt aus der an der Mittelspannungs-Hauptschalttafel und erfordert lediglich einen zusätzlichen Schaltschrank. Die daraus gewonnene, an die Erfordernisse anpassbare Wechselspannung steht so unabhängig vom übrigen elektrischen Bordnetz zur Verfügung. Der Aufbau einer aufwändigen und teuren dezentralen Stromversorgung mit zusätzlichen elektrischen Komponenten kann komplett entfallen.
Vor dem ersten Einbau kam das Scrubber Power Pack zunächst auf den Prüfstand, um den so genannten Factory Acceptance Test zu absolvieren. Innerhalb von nur zwei Tagen führte das E-MS-Team die umfangreichen Tests auf dem Prüfstand des Kooperationspartners Silent Electric System Technology (SES) im chinesischen Wuxi bei Shanghai durch. SES hat nach den Engineering-Vorgaben von E-MS den Schaltschrank gefertigt, in dem die gesamte S-PP-Stromrichtertechnik untergebracht ist. Mit einer Länge von 7,66 Metern, einer Höhe von 1,90 Metern, einer Tiefe von lediglich 0,95 Metern und einem Gewicht von 6,55 Tonnen lässt sich das System problemlos im Maschinenraum von größeren Schiffen unterbringen. Im Rahmen der Tests, die sich vor allem auf die Funktion der elektrotechnischen und elektronischen Komponenten konzentrierten, wurde auch das Drucksystem des Kühlwassersystems ausführlich geprüft. „Damit steht einem Einsatz an Bord jetzt nichts mehr im Wege“, freut sich Peter Andersen. Nach seinen Angaben laufen derzeit erfolgversprechende Gespräche mit weiteren großen Charter- und Linienreedereien sowie mit Herstellern von Scrubbern über den Einsatz des S-PP.
